Doppelerfolg für NRV-Seglerinnen, zehnjährige Para-Sportlerin siegt inklusiv
Aus dem Onlinemagazin yacht.de, von Tatjana Pokorny – 10.6.2024
“Der Helga Cup steht für die Power und den Mut von Frauen”, hatte Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote zur Eröffnung der weltgrößten reinen Frauen-Regatta auf der Hamburger Außernalster gesagt. 360 Seglerinnen in 73 Crews von drei Kontinenten haben den 7. Helga Cup in der Hansestadt zum Fest im Zeichen des weiblichen Segelsports gemacht. Dabei nutzten die Siegerinnen ihren Heimvorteil…
Die jüngste Helga-Cup-Gewinnerin war bei der siebten Edition der weltgrößten reinen Frauen-Regatta erst zehn Jahre alt: Nomine Jara Fabian vom Verein Wir sind Wir – Inclusion in Sailing feierte ihre Premiere beim Helga Cup auf Anhieb mit einem Sieg in der Inklusionsklasse RS Venture Connect. In einem Boot mit NRV-Seglerin Jola Schönbeck, wechselten sich die beiden Seglerinnen am Steuer ab.
Die leidenschaftliche junge Para-Sportlerin Nomine Jara Fabian hatte im Alter von drei Jahren einen inkompletten Querschnitt erlitten. Für sie markierte der Helga Cup die erste Regattateilnahme, nicht aber die erste Begegnung mit dem Segelsport. Schon vor einigen Jahren hatte vielseitige junge Sportlerin, die auch begeistert Monoski fährt, reitet, an Rollstuhlrennen teilnimmt, klettert und turnt, auf der Nordseeinsel Föhr ihren Segelschein im Kiddy-Cat gemacht.
Der Freudenschrei nach dem Sieg
Ihre ersten Erfahrungen in einem Boot der Klasse RS Venture Connect aber sammelte Nomine Jara Fabian erst am vergangenen langen Wochenende auf der Außenalster. Dabei hat sie blitzschnell gelernt. Das selbstgesteckte Ziel einer Platzierung in den Top-Sechs übertraf sie an der Seite von Jola Schönbeck, die ebenfalls ihre erste Regatta im RS Venture bestritt, mit dem Sieg deutlich.„Das haben wir gut gemacht“, stellte Nomine glücklich fest und stieß einen lauten Freudenschrei aus, bevor sie Ihrer Segelpartnerin nach dem Erfolg um den Hals fiel.
War sie vor dem Start doch etwas nervös, so wich die Anspannung nach dem Finale der überschäumende Freude. Auch Schönebeck konnte es kaum fassen, plötzlich Helga-Cup-Siegerin zu sein, sagte: „Wir hatten einen saumäßigen Start, aber lagen schon auf der Kreuz auf Platz drei, und dann hat auch noch der Wind mitgespielt. Es war unfassbar toll vor dem Zieleinlauf die jubelnde Menge am Steg zu sehen und zu hören. Ich freue mich sehr!” Zweite in der Klasse RS Venture Connect wurden die Norwegerinnen Henriette Smith und Solfrid Lindhjem Kvinnesland vom Team Grace. Auf Platz drei segelte das Team Spontan mit Renate Schröder und Saskia Gense vom Segler-Verein Trave e.V..
NRV-Seglerinnen holen den Helga Cup in der J/70
Mit insgesamt 101 Rennen an drei Wettfahrttagen wurde beim Helga Cup auf der Außenalster bei guten Segelbedingungen in moderaten Winden Segelsport nonstop serviert. Parallel zu den Rennen im RS Venture Connect ging es im großen Feld der J/70-Crews zur Sache. 62 Teams sorgten für packenden Sport und Hochspannung bis zuletzt. Die Qualifikation für das Finale meisterten die späteren Siegerinnen vom NRV Women Team mit Bundesliga-Steuerfrau Julia Kühn, Birte Berger, Luisa Krüger vom Women’s America’s Cup Team Germany und Nina Erbach souverän, fuhren erste Plätze in Serie ein.
„Ein Finale mit zehn Booten erzeugt automatisch Druck, und die Alster kann durchaus tricky sein.”
Luisa Krüger
Das Finale begann für die starken NRV-Frauen jedoch mit einem Stolperer: Sie mussten zunächst einen Frühstart bereinigen. Die anschließende Aufholjagd führte sie aber noch zurück auf Platz vier. Der reichte nach herausragend bestrittener Serie in der Endabrechnung zum Gesamtsieg. „Wir wussten, dass es nicht einfach werden würde. Ein Finale mit zehn Booten erzeugt automatisch mehr Druck, und die Alster kann durchaus tricky sein. Zwischendurch war es sehr böig. Es war ein nervenaufreibendes Finale. Wir sind superfroh über den Sieg – und das auch noch in unserem Heimatverein. Es waren großartige drei Regattatage“, sagte Luisa Krüger vom Norddeutschen Regatta Verein.
8. Helga Cup schon in Sicht
Silber holte beim 7. Helga Cup das Team Stiftung Mammazentrum mit Juliane Zepp, Marion Rommel, Maren Hahlbrock und Lea Beele vom Hamburger Segel-Club. Dritte wurden die Südseeperlen mit Lena Deike, Ida Bachschmidt, Ellen Bauer und Rosane Schnetz vom Württembergischen Yacht-Club „Wir hatten gute Segelbedingungen und konnten 101 Rennen durchführen“, zog NRV-Clubmanager Klaus Lahme nach dem gelungenen weiblichen Segelgipfel positiv Bilanz, „ich danke ganz herzlich den über 60 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, unserer Wettfahrtleitung, Tina Buch und Jens Hahlbrock mit ihren Teams, der Umpire-Chefin Svenja Hünsch und ihrer Mannschaft. Sie alle haben einen großartigen Job gemacht!“
„Ich tanze ja nicht, aber hier habe ich es bis in die Nacht hinein getan.”
Sven Jürgensen
So sah es auch Christoph Holstein. Der Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport lobte im Rahmen der Siegerehrung das gute Miteinander und den Zusammenhalt unter den teilnehmenden Seglerinnen und betonte, wie wichtig genau dies für die heutige Gesellschaft sei. Helga-Cup-Schirmherrin Kristina Vogel, ehemalige deutsche Bahnradsportlerin und zweimalige Olympiasiegerin, genoss die mitreißend gute Stimmung unter Seglerinnen und war beeindruckt davon, wie selbstverständlich Frauen ganz unterschiedlicher Segelniveaus beim Helga Cup mit- und gegeneinander auf den Regattakursen segelten.
Inklusionsdynamo und Helga-Cup-Vater Sven Jürgensen war am Montag mit dem Organisationsteam noch beim Abbau bester Laune. “Ich tanze ja nicht, habe es aber hier beim Fest bis in die Nacht hinein getan. So emotional habe ich den Helga Cup noch nicht erlebt”, sagte der Mann, der so vielen Frauen und Männern mit und ohne Handicap den Weg in den inklusiven Segelsport ebnet.
Hier geht es zum Portrait von Helga-Cup-Vater Sven Jürgensen.
Der Termin für die achte Auflage des Helga Cup, der auch im kommenden Jahr ein gefördertes und umarmtes Top-Ten-Event der “Hamburg Active City” bleibt, steht bereits: Seglerinnen aus aller Welt werden vom 12. bis zum 15. Juni 2025 auf der Hamburger Außenalster aufkreuzen und wieder zu Gast sein auf dem schönen Clubgelände des Norddeutschen Regatta Vereins.